Unser Titan Marcos war im März 2011 auf Sylt um die Insel beim Syltlauf zu Fuß zu erobern. Hier sein toller Bericht :
Der Syltlauf 2011: Ein Rückblick mit Ausblick
Als Vorbereitung für unser diesjähriges Trainingslager auf Mallorca wählte eine sehr kleine Gruppe Mallorca Extremisten diesmal eine völlig andere Variante. Am 20. März 2011 fand die 30. Jubiläumsveranstaltung des Syltlaufs statt. Sylt ist mit knapp 100km² zwar zu klein für Extremisten zum Radfahren, aber zum Laufen ausreichend. Grund genug also sich einmal diesen Lauf auf Deutschlands nördlichster Ferieninsel anzuschauen und auch etwas Kondition zu tanken für den späteren Umstieg aufs Fahrrad.
Aufgrund der zu kurzen Rehabilitationszeit nach einer Knieoperation reduzierte sich die Teilnehmerzahl der Mallorca Extremisten noch vor dem Startschuss um 50% und einem sonst „unkaputtbaren“ Mallorca Extremisten blieb nur noch die Rolle des (Foto-)Kammerermanns.
So verirrte sich schließlich nur ein Mallorca Extremist unter 700 Einzelstartern und rund 60 Staffeln am Start in Hörnum, dem südlichsten Ort auf der Insel. Der Insellauf findet seit der 1. Veranstaltung 1982 grundsätzlich immer in Süd-Nord Richtung statt. Kurz vor dem Start um 10Uhr lockte die Blaskapelle „Alte Kameraden“ die Läuferinnen und Läufer aus der behaglich warmen Umkleide ins Freie. Bei 2??Lufttemperatur aber gefühlten Minuswerten kostete das schon etwas Überwindung. Dafür blies aber der Wind nicht eisig ins Gesicht, sondern kam schwach schiebend aus Richtung West-Süd-West.
Punkt 10 Uhr ging es dann los. Die ersten 4km werden auf der einzigen Straße gelaufen, die Hörnum mit dem Rest der Insel verbindet. Danach werden die Läufer auf den Radweg neben der Straße „umgeleitet“. Jetzt kam ein richtiges „Tour de France Feeling“ auf, denn jede Menge Begleitfahrzeuge schoben sich langsam auf der Straße Richtung Norden, aus denen Getränke und Verpflegung gereicht wurden und die dafür die wärmenden Lauf- und Windjacken der ersten Kilometer entgegen nahmen. Leider stand mir so ein Service nicht zur Verfügung, so dass ich zwar in lang, aber ohne Jacke loslief. Nach rund 9 Kilometern erreichte man den nächsten Ort der Insel, Rantum, wo auch (endlich!) die erste Verpflegungsstelle war. Weiter verlief die Strecke recht flach und kerzengerade in nördlicher Richtung nach Westerland. Die Inselhauptstadt liegt genau in der Mitte auf der Nord-Süd-Achse der Insel und halbiert folglich gerade die Laufstrecke von insgesamt 33,333km. Kurz vor Km 16 im Kurzentrum von Westerland folgt der Schwenk auf die Strandpromenade mit herrlichem Blick auf die Nordsee. Auf der Promenade gab es auch die zweite Versorgungsstelle mit Getränken. Das enge Spalier der zahlreichen Zuschauer auf der Promenade spornte mich auch an, mein Lauftempo beizubehalten, so dass meine „Halftime-Zwischenzeit“ recht deutlich unter meiner eigentlichen Zielvorgabe lag. Dies sollte sich jedoch schon bald bitter rächen. Hinter Westerland beginnt der landschaftlich schönere und abwechslungsreichere, aber auch deutlich anspruchsvollere Teil. Man spürt dies bereits auf der ersten kleinen Steigung vom Ortsausgang Westerland hin zum 4 Kilometer entfernten Wennigstedt. Von nun an gibt es einige Richtungsänderungen, die insbesondere durch den Wind spürbar werden, und auch ein paar nicht zu unterschätzende Steigungen. Nach 22 Kilometern erreicht man den „Promi- und Party-Ort“ der Insel, Kampen. Hier hat man einen traumhaft schönen Ausblick auf die beiden Meere: Zu rechter Hand das ruhige Wattenmeer und zu linker Hand die tobende Nordsee. Einfach wunderschön! Leider konnte ich diesen Anblick nicht mehr richtig genießen, denn ich musste meinem zu hohen Anfangstempo Tribut zollen. Direkt nach dem Ortsausgang Kampen gibt es eine langgezogene Steigung, auf der sich die ersten Krämpfchen bemerkbar machten. Von da an waren für mich die letzten 10, 11 Kilometer einfach nur noch eine Qual. Die Versuchung auszusteigen war recht groß, nur der Gedanke an den Kammerermann, der am Ziel auf mich wartete, hielt mich davon ab. Hinter Kampen wechselt auch der Belag der Laufstrecke. Während bis dahin die Strecke komplett asphaltiert war, ist der folgende Abschnitt bis nach List ein Schotterweg. Die Strecke führt entsprechend dem Verlauf der früheren Inselbahn durch eine herrliche Dünenlandschaft, weit weg von den motorisierten Straßen. Mitten in den Dünen wunderschön gelegen erreicht man nach einiger Zeit das Nordseeheim Klappholttal, das neben der Akademie am Meer auch ein Schullandheim und ein Eltern-Kind-Kurheim umfasst. Hier bei km 28 gab es die 4. und letzte Verpflegungsstelle. Ziemlich entkräftet und von Krämpfen geplagt war diese eine äußerst willkommene Quelle der Stärkung für mich, um auch noch den letzten Rest der Strecke bewältigen zu können. Nach Durchqueren des Tals des Windes, das durch die unregelmäßigen, stark verwirbelten Winde seinem Namen alle Ehre macht, ging es jetzt in nordöstlicher Richtung nach List, der nördlichste Ort der Insel und die nördlichste Gemeinde Deutschlands! Mit dem Anblick der ersten Häuser Lists, die Offiziershäuser der ehemaligen Marineversorgungsschule, und der Gewissheit, dass das Ziel nur noch 2-3km entfernt ist, kam doch wieder etwas Leben in meine Beine. Mit letzter Anstrengung und mit Unterstützung der Zuschauer kamen endlich der Kammerermann und damit das Ziel in Sichtweite. Mit einer Verspätung von mehr als einer halben Stunde gegenüber meiner Vorgabe erreichte ich schließlich abgekämpft das Ziel, den Schulhof der ehemaligen Grundschule in List. Als Belohnung für die Schinderei bekam man eine sehenswerte Gedenkmedaille, die – von einem Künstler aus Hannover entworfen – einen Läufer auf der Insel zeigt. Für die ehrgeizigen Extremisten unter uns hier zum Ansporn die Siegerzeit: 1:53:23h. (Der Streckenrekord liegt übrigens bei 1:51:51h.)
Mein persönliches Fazit lautet: (Viel) zu schnell angegangen und dann (wenigstens erfolgreich) ins Ziel gequält. Aber: Der Lauf in der frischen Meeresluft und in traumhaft schöner (Dünen-)Landschaft ist wirklich einzigartig und lohnt die (sehr) weite Anreise. Für mich der bisher schönste Lauf, den ich mitgemacht habe!
Falls ich damit einigen Extremisten Appetit gemacht haben sollte, der 31. Syltlauf findet am Sonntag, den 11. März 2012 statt! Bei Interesse könnt ihr gerne auf mich zukommen. Auch wenn ich mich noch nicht entschieden habe, ob ich 2012 daran teilnehmen werde, kann ich bei der Planung der Anreise, Übernachtungsmöglichkeiten etc. behilflich sein. (Natürlich würde ich auch gerne die „Läuferschmach“ dieses Jahres vergessen machen.) Dies sollte allerdings sehr zeitnah geschehen, denn die Kapazität ist sehr beschränkt und erfahrungsgemäß sind die ca. 700 Startplätze sehr schnell vergriffen. Wichtig: Die Anforderung der Ausschreibung (Anfang Juli) und auch die Anmeldung sind nur per Post möglich! Weitere Informationen zum Syltlauf, eine Chronik sowie auch die Ergebnislisten (falls ihr meine Endzeit wissen wollt ? ) der vergangenen Jahre gibt es aber online auf der Homepage des TSV Tinnum 66 unter http://www.syltlauf.eu !
Hier noch ein paar wenige Impressionen des Kammerermanns, dem aufgrund meiner verspäteten Ankunft die Finger eingefroren waren:
Karte von Sylt mit der eingezeichneten Laufstrecke. Syltkenner merken sofort: der linke schmale Inselstreifen muss eigentlich „unten“ angefügt werden!
Kurz vor dem Ziel werde ich noch von einer deutlich frischeren Frau überholt - ein Motiv für den Kammerermann!
Nach dem Lauf zurück im Kurzentrum von Westerland, wo wir ein Appartement mit fantastischem Meerblick gemietet hatten.
Viele Grüße,
Marcos (Kontakt: titan@mallorca-extrem.de)
Bei einem weiteren Aufenthalt auf der Insel ist Marcos die Strecke nochmal locker durchgetrabt und hat einige Bilder von der Landschaft mitgebracht.